Wieder einmal: Radfahrpolitik in Mannheim

Anfrage der Bürgerin:

der Abbruch des (sehr schlecht vorbereiteten und kommunizierten, aber von der Idee her dringend umzusetzenden) Versuchs, den motorisierten Durchgangsverkehr aus den Quadraten herauszuhalten, ist leider ein weiteres Beispiel dafür, dass Mannheim den Weg zu einer bewohner- und umweltfreundlicheren Stadt nicht ernsthaft beschreitet.

Die aktuelle Ausgabe der ADFC Radwelt stellt wieder einmal andere Städte vor, die mit Sicherheit nicht weniger Auto-affin waren wie Mannheim, in denen die Politik das Thema Verkehrswende aber ganz anders angeht (siehe angehängtes PDF).

Ich habe in den Verteiler dieser E-Mail mit all ihrer Vorgeschichte auch die aktuellen OB-Kandidaten aufgenommen, denn mich würde deren Sicht auf das Thema sehr interessieren.

Meine Antwort:

mein Verkehrskonzept für Mannheim setzt vorrangig auf Fuß-, Rad- und öffentlichen Personenverkehr, damit so viele Menschen wie möglich klima- und umweltfreundlich mobil sein können. Ich will eine Verkehrswende, die die Abhängigkeit vom motorisierten Individualverkehr (v.a. Auto) überwindet, Barrierefreiheit herstellt und zur Klimaneutralität im Verkehrssektor beiträgt.

Neben dem notwendigen Klimaschutz führt dies zu mehr Platz zum Leben, weniger Lärm, weniger Unfällen und einer höheren Aufenthalts- und Lebensqualität in Mannheim. Mein Leitbild ist die „Stadt der kurzen Wege“, in der Wohnen, Einkaufen, Arbeiten und Freizeitaktivitäten in räumlicher Nähe angeboten werden. Das ist ja zum Glück in den Quadraten, wo ich wohne, der Fall. Deshalb kommen die meisten Autos von außerhalb des Rings. Auch in den Stadtteilen müssen kurze Wege geschaffen werden. Die Lebensqualität und Sicherheit v.a. der Anwohner*innen und der nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer*innen werden verbessert. Durch eine attraktivere Innenstadt wird der Einzelhandel vor Ort gestärkt.

Um die Sicherheit der Radfahrer*innen zu gewährleisten, soll die Infrastruktur für den Radverkehr flächendeckend ausgebaut werden. Ich will eine stark verbesserte Fahrrad- und Fußgängerinfrastruktur für Mannheim. Das bedeutet ausreichend breite und sichere Geh- und Radwege, entschärfte Kreuzungsbereiche nach niederländischem Vorbild sowie ausreichende und gute Abstellmöglichkeiten gerade am Hauptbahnhof und an Stadtbahn- und Bushaltestellen. Mieträder, einschließlich Lastenräder, sollen flächendeckend günstig angeboten werden, v.a. an ÖPNV-Haltestellen. Ich werde auch den Ausbau von öffentliche Fahrrad-Werkstätten und Reparaturstationen vorantreiben.

Die gegenwärtige systematische Benachteiligung von Radler*innen und Fußgänger*innen an Verkehrsampeln soll durch häufigere und längere Grünphasen für diese Verkehrsteilnehmer*innen sowie durch verbesserte Fuß- und Radwegführung beendet werden. Der Verkehrsfluss muss an ÖPNV, Fahrrad- und Fußverkehr angepasst werden.

Die Beendigung des Verkehrsversuchs ohne Auswertung und Aussprache im Gemeinderat lehne ich ab. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Versuch sind vielversprechend, das hat alleine die Zwischenauswertung im vergangenen Herbst gezeigt. In der Kunststraße und der Fressgasse hat sich die Aufenthalts- und Lebensqualität stark verbessert. Gerade vor dem Hintergrund der im April beginnenden BUGA wäre die Rückkehr zu den lärmenden Blechlawinen kontraproduktiv. Auch haben sich viele Autofahrer*innen an die geänderte Verkehrsführung gewöhnt und das Angebot in den Parkhäusern angenommen. Ich fordere daher die Beibehaltung der Installationen im Rahmen des Verkehrsversuchs mindestens bis zur Auswertung der Verkehrsanalysen. Mein Ziel ist eine weitestgehend autofreie Innenstadt.