Wähleranfrage - Meine Antwort

Wähler*innen Anfragen – Kindergartenplätze

Ein Mannheimer Wähler*in fragte mich zur Kindergartenplatz Problematik in Mannheim, welche Ideen und Vorschläge ich für Mannheimer Eltern & Kinder habe. Danke für diese Anfrage die ich sehr ausführlich beantwortet habe, es ist aber auch kein einfaches Thema das mit zwei Sätzen abgehandelt ist…..

Sehr geehrte ……..

vielen Dank für Ihre Anfrage! Kindergartenplätze: Sie können sich vorstellen, dass das absolut ein Thema ist, das mich als alleinerziehende Mutter umtreibt, denn ich kann mich sehr gut erinnern, als ich für meine Tochter einen Kindergartenplatz benötigte.

Es ist wirklich kein gutes Bild, das die Stadtverwaltung da abgibt. Und doch weiß ich, dass der relativ neu ernannte Dezernet Dirk Grunert wirklich viel versucht, neue Möglichkeiten auszuloten. Wir dürfen an dieser Stelle nicht vergessen, dass die Vorgängerin von Herr Grunert, Frau Freundlieb, einen desolaten Zustand hinterlassen hat nach 8 Jahren Führung.

Ich muss bei diesem Thema leider wirklich ausholen, da es einfach, wie sie schon sagten, nicht nur mit dem Personalmangel begründet werden kann. Es geht viel tiefer:

1. Kirchliche Träger
Die Stadt hat sich Jahrzehnte auf die Kirchen verlassen. Die Kirche stellt die Räumlichkeiten, die Stadt zahlt … Dieser Zustand dümpelte Jahre lang vor sich hin. Vor ca. 10 Jahren beschlossen die Kirchen auf Grund von Mitgliederschwund, ihre Liegenschaften gewinnbringend zu veräußern, Gemeinden wurden zusammengelegt. Gebäude verkauft, gerade die Gemeindehäuser waren zum großen Teil von Kindergärten genutzt. Die Kirchen legten Kindergärten zusammen und verkleinerten im gesamten Stadtgebiet die Gruppen.

Die Verwaltung schaute zu, die Kirche wurde höflich gebeten, doch die Lage zu überdenken. Aber in den seltesten Fällen geschah etwas. Ich möchte hier kurz den Epiphanias-Kindergarten in Feudenheim erwähnen, ein dreigruppiger Kindergarten, dieser sollte mit einem weiteren evangelischen Kindergarten in Feudenheim zusammengelegt werden, um dann nur noch zweigruppig zu sein. Hier bildete sich eine Elterninitative, die dies verhindert wollte. Es sollte ein gewinnbringendes Betreutes-Wohnen-Ensemble entstehen. Es war Glück, das Grundstück war im Bauplan als Kindergartengrundstück vorgesehen, auf diesen Aspekt konnten sich die Eltern berufen. Ich kann Ihnen aus sicherer Quelle berichten, dass die damalige Dezernentin nicht einmal mit den Eltern gesprochen hat. Nur durch Hartnäckigkeit der Eltern wurde die Kirche gezwungen, dass auf dem neu entstehenden Ensembel ein eingruppiger Kindergarten dabei ist. Aber auch hier vielen zwei Kindergartengruppen weg.

Worauf ich hinaus möchte: Wir müssen weg von dem Subsidiaritätsprinzip – weg davon, dass Gemeinden und Städte der Kirche über 60% der Kosten für einen Kindergarten erstatten (weitere 20% sind Elternbeiträge!). Die Stadt muss in die Verantwortung gehen und Kindergärten bauen und nicht wie bisher sich sträuben und alles in die Hand der Kirchen oder – noch schlimmer – großer privater Investoren mit hohen Profiterwartungen legen.

2. Verwaltungsapparat
Eines vorab: Die Sicherheit und das Wohlergehen der Kinder steht an erster Stelle.
Aber die Verwaltung der Stadt ist ein unflexibler Moloch … Anträge, Absagen, Vorschriften. Dezernate, die nicht zusammenarbeiten bzw. Anfragen komplett ungefragt abweisen, Bauvorschriften, die gewürfelt sind. Unflexibilität bis ins Mark der Verwaltung. Ich möchte Ihnen ein Beispiel nennen: Es sollte ein Wiesenkindergarten entstehen, Gelände perfekt, Träger ein sehr engagierte privater Verein. Interesse von Eltern an diesem Kindergarten sehr hoch. Für die Kleinen sollte es ein Toilettenwagen geben, alles soweit chic, der Kindergarten war kurz vor der Eröffnung, da schoss die Baubehörde dazwischen, die Genehmigung wurde zurückgezogen. Der Toilettenwagen hätte ein zu kleines Fluchtfenster im Falle eines Brandes …. Anfragen, ob man das ändern könnte etc., wurden abgewiesen, es war ein Desaster. Der Träger hatte schon immense Summen investiert, Anmeldungen lagen vor. Aber die Baubehörde sagte nein. Der Kindergarten wurde schlussendlich mit einer Verzögerung von 6 Monaten (!) eröffnet.

Ein weiteres Beispiel aus jüngster Zeit, es ging wiederum einen Wiesenkindergarten. Passendes Grundstück, Wasseranschluss, kleines Häuschen, alles da. Die Auflagen der Umweltbehörde waren so groß, dass die privaten Betreiber aufgaben. Es durfte auf dem gesamten Gelände, welches wirklich sehr verwildert ist, keine Brombeerhecke geschnitten werden … usw. … Und wieder die Chance auf Kindergartenplätze vertan, an dieser Stelle möchte ich erwähnen, wenn Sie den Garten privat pachten würden, dürften sie eine Wüste daraus machen.

Was ich besser machen würde: Beschleunigung aller Verwaltungsvorgänge, Mut zur Flexibilität, neue Wege gehen, was machen andere Gemeinden besser, wo kann man sich was abschauen. Es kann nicht sein, dass wir einen aufgeblähten Verwaltungsapparat haben, der auf dem Rücken der Schwächsten alles aussitzt.

3. Personal
Und auch hier steht das Wohl der Kinder an erster Stelle, gerade beim Personal müssen sich Eltern darauf verlassen können, dass es ihren Kinder gut geht. Die Stadt Mannheim muss auch hier mehr Flexibilität an den Tag legen, die Ausbildungshürden geringer machen, einen Springerpool ausbauen. Es gibt beispielsweise einen großen Pool an Tagesmüttern und -vätern in Mannheim, warum nicht diese gezielt ansprechen, ob sie nicht in Ihrem Vorort als Aushilfe tätig sein könnten? Natürlich bei dementsprechender Vergütung, denn sicher nicht jede von der Stadt Mannheim ausgebildete Tagesmutter hat Kinder, ggf. helfen ja auch schon einzelne Tage. Ich bin sicher, mit Kommunikation und Anreizen kann Personal gezogen werden. Warum nicht auf Rentner*innen zugehen? Warum nicht Kampagnen starten an den Schulen … usw.

Und natürlich müssen die Löhne hoch, auch schon in der Ausbildung, bei den PIA-Kräften, auch der Zugang zu PIA-Ausbildungsplätzen (nicht nur schulisch mit ein paar Praktika, sondern betrieblich mit Ausbildungsgehalt) muss vereinfacht werden. Ebenso die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es kann nicht angehen, dass eine Erzieherin jahrelang pausieren muss, weil ihre eigenen Kinder keinen Kitaplatz bekommen …. Auch hier möchte ich auf die Flexibilität und Kreativität hinaus, es gibt Ideen, man muss sich nur trauen sie auch umzusetzten, schnell und ergebnisorientiert.

Liebe/r … …. , es wurde eine lange Mail, Sie sehen, mich treibt das Thema um, denn eine Zukunft werden wir nur mit glücklichen Kindern haben und die zählt es von Anfang an bestmöglich zu betreuen und zu fördern. Selbstverständlich habe ich auch noch kostenfreie Kita- Krippen und Hortplätze auf meiner Agenda für alle Mannheimer Kinder, doch alle kostenfreien Plätze nutzen nichts, wenn keine da sind.

Beste Grüße
Isabell Belser
Ihre OB-Kandidatin